Hundertwasser-Wohnhaus

"Wohnen unterm Regenturm"

Bereits 1985 planten zwei Plochinger Architekten den Bau eines Wohn- und Geschäftshauses als Ringbau um einen Innenhof, das den vorhandenen Straßenzügen eingeschrieben sein sollten. 64 Wohnungen, 16 gewerbliche Einheiten, 300 zusätzliche Tiefgaragenplätze - verbunden mit den vorhandenen 120 Plätzen im Nachbargebäude - und 2300 qm Fläche für einen Einkaufsmarkt - dies sollten die Architekten auf der 1,5 ha großen Fläche südlich der Marktstraße unterbringen. 1990 war die Planung baugenehmigungsreif - da entstand die Idee, durch eine besondere Gestaltung des Innenhofes das Bauwerk besonders attraktiv zu machen. 1992 gelang es der Stadt, Kontakt mit dem österreichischen Künstler Friedensreich Hundertwasser zu bekommen. Und dieser war tatsächlich bereit, die Fassade des Innenhofes zu gestalten.

Ihn reizte, dass der Betrachter im Innenhof "nur noch Hundertwasser um sich und den Himmel über sich" habe - eine eigene Hundertwasserwelt. Dies war bei keinem seiner bisherigen Bauten der Fall und auch für den Künstler völlig neu. Der Bauträger gab sein Einverständnis und machte so den Weg frei für Hundertwassers farbige Märchenwelt. Rund 60 Millionen Mark hat der privat finanzierte Bau gekostet. Inzwischen ist die Anlage "Wohnen unterm Regenturm" ein vielbesuchter Anziehungspunkt geworden. Der 33 Meter hohe "Regenturm" ragt weithin sichtbar über das Bauwerk hinaus, gekrönt durch vier goldene Kugeln. Türme haben für Hundertwasser als "Fingerzeig zum Himmel" seit jeher bedeutende Bauwerke überragt und so wurde der Regenturm zu einem weiteren Wahrzeichen der Stadt.

Der Innenhof spiegelt die Lebensphilosophie Hundertwassers wider: fröhliche Farbigkeit, gerundete Formen, verspielte Balkone, die auf behäbigen Keramiksäulen ruhen, prägen das Bild. Keramikbänder symbolisieren herabrinnende Regenschlieren, Bäume wachsen aus Erkern und auf den Dächern. Die Natur hat einen hohen Stellenwert für den Künstler und so wirkt der Innenhof, unter dem sich Einkaufsmarkt und Tiefgarage befinden, wie ein natürlicher Garten. Alle Formen sind organisch, nirgendwo gibt es gerade Linien oder rechte Winkel, die Fenster scheinen auf der Fassade zu tanzen - jedes Detail zeigt die Handschrift des Wiener Künstlers.